Montag in Neuseeland

Wenn Montage als Synonym für den unangenehmsten Tag der Woche stehen, dann habe ich mir die passende Zeit ausgesucht, um alle wichtigen organisatorischen Dinge zu erledigen. Glaubt mir, unangenehme Verpflichtungen sind auch am anderen Ende der Welt nicht weniger nervig als in Deutschland.

Das Wunderbare ist allerdings, dass ich weiß: Wenn diese Dinge erledigt sind, habe ich erstmal keine Pflichten mehr. Könnt ihr euch vorstellen, wie sich das anfühlt? Kein Chef, der dir sagt, wo du wann zu sein hast, keine Termine, keine Verabredung und keine Ahnung, wo man Nachts schlafen wird. Ihr könnt nicht glauben, wie sehr ich mich nach dieser Freiheit gesehnt habe.

Meine To-Do Liste

Nur diese sechs Punkte muss ich noch erledigen:

  • SIM Karte kaufen
  • Bankkonto eröffnen
  • Steuernummer beantragen
  • Nach Autos schauen
  • Auto kaufen und ummelden
  • Versicherung abschließen

Zum Glück ist die Bürokratie hier in Neuseeland nicht so ausufernd wie in Deutschland und alles  ist mehr oder weniger schnell abgehakt. Das Auto meldet man zum Beispiel einfach in der nächsten Poststelle um. Dauert ca. 10 Minuten und kostet 9 NZD.

Nur das Eröffnen des Bankkontos dauert eine Woche. Zum einen, weil so viele Backpacker ihre Reise hier in Auckland beginnen, sind die Banken völlig überlastet. Zum anderen, weil nur eine von vier Banken (ANZ) Reisende mit dem Working Holiday Visum als Kunden annimmt.

Tipp: Wer Zeit sparen will, geht in einen Vorort von Auckland – zum Beispiel Newmarket – hier geht’s schneller.

Auf der Suche nach einem Gefährt(en) für's andere Ende der Welt

In den nächsten Tagen konzentriere ich mich darauf, ein passendes Auto zu finden. Gar nicht so einfach, wenn man mit Hunderten anderen Backpackern auf einem Markt konkurriert, der durch Nachfrage (die momentan sehr hoch ist) und Angebot bestimmt wird.

Dennoch ist ein eigenes Auto die beste Art und Weise, um günstig (vorausgesetzt das Auto hält durch und man kann es am Ende wieder verkaufen) und flexibel in Neuseeland zu reisen.

 

Das habe nur leider nicht nur ich erkannt ;)

Nach zwei Tagen intensiver Suche und einigen dubiosen Telefonaten und Angeboten habe ich dann endlich ein passendes Auto gefunden. Darf ich vorstellen, das ist "Herby":

Ein 20 Jahre alter Toyota Ipsum, der mich nun hoffentlich bis zum Ende meiner Reise hier in Neuseeland begleiten wird.

Ab ins Grüne

Während ich auf meinen Kontoeröffnungstermin warte, beschließe ich die Zeit zu nutzen, und einen Ausflug nach Tiritiri Matangi zu unternehmen. Tiritiri Matangi - eine von fünf Inseln, die von Auckland aus sehr leicht mit dem Boot zu erreichen ist.

 

Das Besondere ist, dass die komplette Insel – nachdem sie zuvor Jahrzehnte als Farm- und Weideland genutzt wurde – in den letzten 30 Jahren im Rahmen eines Naturschutzprogramms des Department of Conservation (DOC) von freiwilligen Helfern wieder aufgeforstet wurde.

Heute kann man hier seltene Vögel und Pflanzen entdecken, von Bucht zu Bucht wandern und bei gutem Wetter sogar die Skyline von Auckland in der Ferne sehen.

Nachdem ich in den letzten Jahren an einer viel befahrenen Straße gewohnt und gearbeitet habe und nun auch mein Hostelzimmer direkt an einer vierspurigen Straße liegt – ich verstehe wirklich nicht, warum mir das immer passieren muss :'D – sehne ich mich so sehr nach Ruhe, sauberer Luft und grünen Landschaften.

Um 6 Uhr morgens stehe ich auf – meine 10 Zimmernachbarn aus dem Hostel hassen mich bestimmt dafür – packe meine Kamera ein und  genieße es die erste in der Gemeinschaftsküche zu sein. 

 

Auf den Weg zum Hafen freue ich mich schon darauf, endlich aus der Stadt herauszukommen. Und zum Glück hält der Ausflug, das was ich mir erhofft habe:  Ich laufe zwischen meterhohen Farnbäumen  von Bucht zu Bucht, sehe seltene Vögel, die es nur hier auf Neuseeland gibt, und genieße die 90 minütige, windige Überfahrt.

Zurück im Hostel muss ich mich in den darauffolgenden Tagem regelrecht zwingen, die Dinge langsamer angehen zu lassen. Nachdem ich in den letzten Wochen und Monaten so viel organisieren musste, ist es gar nicht so einfach loszulassen und zu realisieren, dass es keine verpflichtenden To-Dos mehr auf meiner Liste gibt.

Roadtrip in den Süden

Eine Woche später ist die Liste endlich komplett abgehakt. Ich setze mich  in den Zug von Auckland in Richtung Glen Eden, um mein Auto abzuholen und dann Richtung Süden zu fahren. Mein erstes Ziel ist die Coromandel Peninsula. Eine Halbinsel östlich von Auckland; berühmt für traumhafte Strände, interessante Felsformationen und „Hot Whater Pools“.

Als ich im Zug sitze, denke ich darüber nach, wie es sich wohl anfühlt, in einem Auto zu übernachten, ohne Strom, Internet und fließendes Wasser auszukommen. Aber ehrlich gesagt hoffe ich erstmal, dass ich gut ankomme und mich im Linksverkehr zurecht finde.


(Update 8. Dezember 2018: Es hat alles gut geklappt. Das Auto lebt noch, ich lebe noch und wir kommen gut miteinander klar. Ich habe in den letzten drei Wochen so viel erlebt, dass ich erst mal Zeit brauchte, um das für mich alles zu sortieren. In den kommenden Tagen werde ich euch berichten, ob #Vanlife wirklich so romantisch ist, wie man sich das vorstellt und wie es ist auf einer Fram zu leben und zu arbeiten. Natürlich wird's dann auch neue Bilder von meinen Abenteuern geben. Bleibt gespannt :)

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