Sieben Tage auf dem Fischerweg in Portugal

Wenn man möchte, kann man ja an allen Jahreszeiten etwas Schönes finden – auch am Winter. Schwer macht es mir nur der Februar. Wenn die Tage nicht heller werden wollen und die Farben nur langsam in die Landschaft zurückkehren, dann kann ich den Frühling kaum erwarten. 

 

Gibt es also einen „Shortcut“, um den Februar zu überspringen und direkt vom Winter in den Frühling überzugehen? Ja, den gibt es. Und je nachdem wie man diese Abkürzung organisiert, belastet er weder den eigenen Geldbeutel noch die Umwelt allzu stark. Wie das geht, erzähle ich euch in diesem Beitrag. 

 

Auf der Suche nach einer umweltfreundlichen und langsamen Art zu reisen, bin ich vor einiger Zeit – vielleicht auch durch Filme wie „Tracks“ (2013), „Into the Wild“ (2007), „Weit“ (2017) oder „Wild“ (2014) (Affiliate Links*) – auf das Fernwandern gestoßen.

 

2018 habe ich in Neuseeland meine erste Wanderung mit Übernachtung gewagt und war danach begeistert, wie einfach, ressourcen- und geldsparend es ist – mit der richtigen Planung – auf diese Weise unterwegs zu sein. 

 

Wandern auf dem Fischerweg in Portugal


Bei meiner Suche nach einem passenden Fernwanderweg, mit dem sich die letzten Winterwochen in Deutschland überbrücken lassen, habe ich den "Rota Vicentina" (bzw. zu deutsch: "Fischerweg") in Portugal entdeckt. 

 

Der Wanderweg ist circa 226 Kilometer lang und erstreckt sich über 13 Etappen von São Torpes bis Lagos. Er ist Teil eines weitläufigen, insgesamt 750 Kilometer langen Wegenetzes an der Westküste Portugals und kann dementsprechend recht flexibel verkürzt oder verlängert werden.

 

Zu den beliebtesten Teilstücken des Fernwanderwegs gehört die circa 75 Kilometer lange Strecke zwischen Odeceixe und Porto Covo . Die längste Etappe auf diesem Abschnitt ist 22,5 km lang, die kürzeste Etappe 15 km. Der Weg ist durchgängig gut markiert und es finden sich regelmäßig Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Ein guter Einstieg für die erste lange Fernwanderung. 

 

Einplanen solltet ihr für diesen Abschnitt vier bis sechs Tage – je nachdem wie schnell ihr unterwegs sein möchtet. Ich würde euch auf jeden Fall empfehlen, genügend Zeit für Pausen einzuplanen. Der Weg ist einfach zu schön, um nicht ab und zu anzuhalten und die Aussicht zu genießen.

Die Etappen des Fischerwegs: zwischen Odeceixe und Porto Covo

  1. Odeceixe bis Zambujeira do Mar (18,5 Kilometer)
  2. Zambujero do Mar bis Almograve (22 Kilometer)*
  3. Almograve bis Vila Nova de Milfontes (15 Kilometer)
  4. Vila Nova de Milfontes bis Porto Covo (20 Kilometer
  5. *Wir haben in dieser Etappe einen zusätzlichen Stop in „Cavaleiro“ eingelegt und die Etappe somit halbiert.

Klippen, Leuchttürme und andere Gefahren


So schön sind die Aussichten auf die schroffe und einzigartige Küstenlinie, so verlockend ist es, dem Meeresrauschen zu lauschen, dass mein Partner Pascal und ich bereits am ersten Tag die Zeit vergessen. 

 

Wenn es eine Gefahr auf dem Fischerweg gibt, dann ist es vielleicht diese Schönheit, die einen vergessen lässt, dass die Sonne Ende Februar auch in Portugal schon gegen 18 Uhr untergeht.

 

Während es langsam dunkel wird, begeben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz für die Nacht. Denn in der Dunkelheit an einer Steilküste entlangzulaufen, ist vielleicht keine allzu gute Idee. 

Die Entdeckung der Langsamkeit

„Beurteilen Sie eine Wanderung nach der Zeit, die Sie sich dafür nehmen, und nicht nach der Strecke.“ (Stephen Graham: „Die Kunst des stilvollen Wanderns“)

 

In den darauffolgenden Tagen entscheiden wir uns für Langsamkeit. Wir teilen eine Etappe in zwei und entscheiden uns dafür, in Unterkünften zu übernachten, anstatt zu zelten, denn es ist Regen vorhergesagt. So werden wir zwar nass, haben aber die Gewissheit, dass wir unsere Kleidung (und uns selbst) trocknen können. Ein großer Luxus auf dem Fischerweg und ein Grund, warum ich diesen Wanderweg auch für Einsteiger empfehlen kann. 

 

Übrigens gibt es auch die Möglichkeit, sich sein Gepäck vom Beginn zum jeweiligen Ende einer Etappe transportieren zu lassen. Obwohl wir wussten, dass wir zu viel Gepäck dabei hatten, haben wir auf diese Möglichkeit verzichtet. Beim nächsten Mal würde ich es genauso wieder machen – wenn ich nicht aus irgendeinem Grund körperlich eingeschränkt bin. Mir gibt es ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit, wenn ich mein Gepäck selbst tragen kann. 

 

Obwohl es regnet, haben wir eine großartige Zeit. Immer einen Fuß vor den anderen setzend stapfen wir Sanddünen hoch und rutschen sie wieder runter. Mit der Aussicht auf eine warme und trockene Übernachtungsmöglichkeit lässt sich der Regen gut aushalten.

 

Mit jedem Schritt spüre ich, wie sehr ich mich nach dieser Bewegung gesehnt habe. Nachdem ich die vergangenen zwei Jahre vor allem am Schreibtisch oder auf dem Sofa gesessen habe, wird es Zeit wieder loszugehen.

Anreise zum Fischwerweg


Es heißt, dass man den Fischerweg von Norden nach Süden – also von Porto Covo nach Odeceixe – wandern sollte, weil man dann den Wind im Rücken und eine schönere Aussicht hat. Wir sind ihn von Süden nach Norden gelaufen. Der (Gegen-)Wind ist mir nicht negativ aufgefallen und die Aussichten waren auch aus dieser Perspektive spektakulär. 

 

Die Ausgangspunkte für die Wanderung sind sowohl in Porto Covo als auch Odeceixe gut mit dem Bus (z.B. von RedeExpressos) zu erreichen. Am besten informiert ihr euch vorab über die Fahrpläne und bucht euch ein Ticket. Das funktioniert ähnlich wie bei den „FlixBussen“ in Deutschland.

Verpflegung und Übernachtung auf dem Fischerweg

Jede Etappe des Fischerwegs beginnt und endet in einer – mal größeren, mal kleineren – Ortschaft. Hier findet ihr verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten – von Jugendherbergen über Frühstückspensionen, Ferienwohnungen, Hotels bis zu Campingplätzen. Auch Restaurants, Imbisse und zumindest kleine Supermärkte sind in jeder Ortschaft vorhanden. Informiert euch nur unbedingt vorab über die aktuellen Öffnungszeiten, denn vor allem in der Nebensaison sind nicht alle Geschäfte geöffnet. 

 

Mitnehmen solltet ihr also ausreichend Wasser und Nahrung für mindestens einen, besser eineinhalb Tage. Wir haben pro Tag mit jeweils drei Liter Wasser pro Person geplant. Abends haben wir in den Ortschaften gegessen und in den Supermärkten für Frühstück und Mittagessen des nächsten Tages eingekauft. 

 

Wenn ihr campen möchtet, solltet ihr beachten, dass die Campingplätze häufig etwas außerhalb der Ortschaften liegen. Es lohnt sich, vorab einen Überblick zu verschaffen und die zusätzlichen Kilometer einzuplanen. Dann ist man nicht enttäuscht, dass man doch noch drei Kilometer laufen muss, bis man sein Gepäck für den Tag ablegen kann ;)

Tipps zur Organisation


Bei der Organisation hat uns vor allem dieser Blog-Beitrag (https://der-eskapist.de/portugal/auf-dem-fischerweg-in-der-algarve-wandern-an-portugals-sturmkueste/) von „Der Eskapist“ geholfen. Selim schlüsselt hier jede Etappe nachvollziehbar auf und bietet sogar GPS-Daten zum Download. Vielen Dank dafür – uns hat das sehr geholfen!

 

Vorab gebucht haben wir die Busfahrten zum Start und Endpunkt der Wanderung. Auch um Übernachtungsmöglichkeiten in Odeceixe und Porto Covo haben wir uns vor unserer Anreise gekümmert. Zudem haben wir uns über die Öffnungszeiten der Supermärkte in den verschiedenen Orten informiert und unsere Verpflegung entsprechend geplant. 

 

Ansonsten sind wir den Fischerweg recht spontan angegangen, was in der Nebensaison auch gut funktioniert hat. Auf der offiziellen Website zum Fischerweg wird empfohlen, den Weg in den Monaten September bis Juni zu wandern: https://rotavicentina.com/en/help-guide/. Für uns waren die Tage Anfang März optimal. Es hat zwar zum Teil geregnet, aber im Sommer ist der Weg zu sehr der Sonne ausgesetzt. 

 

Zu unserem Gepäck habe ich hier einen Beitrag geschrieben (der hier bald verlinkt wird). 

Fazit: Lohnt sich eine Wanderung auf dem Fischerweg in Portugal?

Für mich gibt es aktuell keine schönere Art zu reisen, als zu Fuß durch die Natur zu wandern. Während bei einer Auto oder Zugfahrt die Landschaft vorbei rast, nehme ich beim Wandern selbst kleinste Veränderungen wahr: die Übergänge der Landschaften, die unterschiedlichen Pflanzen und Tiere, der Wechsel des Wetters und der Tageszeit.

 

Obwohl ich seit einigen Jahren sehr gerne wandere, ist die Kombination aus wandern und zelten noch recht neu für mich. Der Fischerweg hat es mir hier aber leicht gemacht. Zum einen ist die Temperatur im März nicht zu warm und nicht zu kalt – genau richtig fürs Wandern. 

 

Zum anderen ist der Weg einfach zu finden und auch recht einfach zu gehen. Das Stapfen durch die Sanddünen ist zwar anstrengender, als man denkt, aber es gibt (aus meiner Sicht) keine beängstigenden oder schwierigen Abschnitte. Auch die gute Versorgungssituation macht den Weg recht angenehm, weil man nicht allzu viel Wasser und Nahrungsmittel mitnehmen muss. 

 

Aus meiner Sicht ist der Fischerweg perfekt für alle, die gerne draußen unterwegs sind, den kalten Wintermonaten in Deutschland – zumindest für ein paar Tage – entfliehen und naturverbunden reisen möchten. 

Verlinkte Bücher


Sten Nadolny: "Die Entdeckung der Langsamkeit"

 

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Stephen Graham: "Die Kunst des stilvollen Wanderns" 

 

Gibt es zum Beispiel hier bei Amazon oder in deiner lokalen Buchhandlung. (Affiliate Link)*


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