#RheinstaWalk oder warum ich mich in Koblenz verliebt habe

Eigentlich wollte ich euch in diesem Blog-Beitrag von unserem #Instawalk erzählen, den Christof, Vera, Bettina, Sandra und ich an Fronleichnam unter dem Hashtag #RheinstaWalk in Koblenz veranstaltet haben, doch aus dem geplanten Erlebnisbericht wurde eine Liebeserklärung an die kleine Stadt zwischen Rhein und Mosel. Viel Spaß beim Lesen :)

 

Das Gefühl angekommen zu sein und nicht gleich schon wieder den nächsten Umzug zu planen, ist ein relativ neues Gefühl für mich. Seitdem ich denken kann, hatte ich eigentlich immer ein Ziel: Die Welt zu bereisen und möglichst weit weg zu ziehen.

 

Weg aus dem 6.000 Seelen-Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, wo jeder jeden kennt und eine der Lokalzeitungen bezeichnenderweise „Hinterländer Anzeiger“ heißt. Weg aus Siegen, einer Stadt in der ich tolle Menschen kennengelernt habe, in der ich mich aber vor allem (wahrscheinlich) wegen der Liebe der Siegener Stadtbauer zu Beton und Fabrikhallen nie wirklich wohlfühlte.

 

Gehen, um zu anzukommen

Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite. (c) Salomé Weber

 

Zwar habe ich an jedem Ort, an dem ich gelebt habe, tolle Menschen kennengelernt und Freunde gefunden. Das Bedürfnis zu gehen, war allerdings immer größer, als das Gefühl bleiben zu wollen. Mit meinem Umzug nach Koblenz hat sich das geändert.

 

In der kleinen Stadt zwischen Köln und Frankfurt bin ich im Jahr 2014 eher durch Zufall gelandet. Nach dem Ende meines Studiums hatte ich mich deutschlandweit auf unterschiedliche Stellenangebote beworben.Das beste Angebot kam nicht etwa aus Hamburg oder Berlin, sondern aus Montabaur, einem beschaulichen Städtchen im Westerwald, das die meisten wahrscheinlich vor allem deshalb kennen, weil es dort einen ICE Bahnhof gibt.

 

Weil ich gerne in eine WG ziehen wollte und das Wohnungsangebot in Montabaur eher auf Pendler oder Familien ausgerichtet ist, habe ich mich schließlich in Koblenz auf gut Glück nach passenden Angeboten umgesehen. Die Stadt kannte ich bis dahin nur vom Satellitenbild auf Google-Maps und weil mein zukünftiger Chef mir beim Bewerbungsgespräch geraten hatte doch nach Koblenz zu ziehen, falls mir Montabaur zu klein wäre.

 

Sexshops, Elektromärkte und Möbelhäuser oder: der Tiefpunkt

 

Als mir ein Koblenzer Vermieter bei meiner ersten Wohnungsbesichtigung einen Monat später stolz den Ausblick auf die "Festung Ehrenbreitstein" präsentierte, dachte ich dementsprechend nur "Aha." Ich war noch etwas ernüchtert von dem klaffenden Loch im Hausflur („Ach ja das Loch. Es ist Ihnen also aufgefallen?“) und der Anfahrt durch das Industriegebiet, vorbei am "Erdbeermund", an "Ikea", "Mediamarkt" und "Pocco Domäne". "Das ist also Koblenz", dachte ich. "Sexshops, Elektromärkte, Möbelhäuser und Löcher in Hausfluren."

 

Die Stadt hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht.

 

Doch bei meiner letzten Wohnungsbesichtigung hatte ich dann doch noch Glück: Ein sauberer Hausflur ohne sichtbare Löcher in der Wand, zwei nette Mitbewohner und das Beste: eine große Dachterrasse.

 

Damals wusste ich allerdings noch nicht warum die Miete so günstig ist. Das habe ich  erst eine Woche später erfahren, als im Nachbarhaus eine große Razzia wegen Verdacht auf Drogen-, Frauen- und Waffenhandel stattgefunden hat.

 

 

Als ich ungefähr zwei Wochen später um halb sieben Uhr morgens von Abrissbaggern geweckt wurde, die vor meinem Schlafzimmerfenster damit begonnen hatten, Teile der Europabrücke abzureißen, habe ich kurz darüber nachgedacht, aus Lützel wegzuziehen. Zum Glück habe ich mich vor allem wegen der tollen Mitbewohner, der schönen Wohnung und der günstigen Miete dagegen entschieden.

 

Neue Perspektiven

Der Herbst ist da! (c) Salomé Weber

 

Denn als im Herbst die letzten Blätter von den Bäumen vor meinem Zimmer fielen und der Winter Einzug hielt, stellten auch die Bauarbeiter ihre Abrissarbeiten ein. Der Frühling kam, dann der Sommer und mit ihm die wundervollen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der erste #Instawalk, die diese Stadt neben vielen anderen Dingen so lebenswert machen.

 

 

Beim #Instawalk habe ich Koblenz noch einmal aus einer ganz neuen Perspektive kennengelernt. Vorher bin ich an den Wochenenden oft zum Wandern in die Eifel oder den Hunsrück gefahren. Durch den Fotospaziergang habe ich auch die Altstadt, die vielen kleinen Gassen und vor allem die wundervollen Cafés in der Altstadt  kennen und lieben gelernt.

 

#RheinstaWalk

 

So war der Gedanke, wieder einen Fotospaziergang zu veranstalten, nach einer circa einjährigen Pause noch immer ziemlich präsent. Zum Glück habe ich in Christof, Vera, Bettina und Sandra schnell begeisterte und tolle Mitorganisatoren gefunden, die sich in Koblenz noch besser auskennen als ich.

 

Nachdem klar war, dass das Element Wasser im Fokus unseres Fotospaziergangs stehen sollte, waren die Route und der Name #Rheinstawalk schnell gefunden. Überrascht hat mich, wie schnell und unkompliziert wir Unterstützer für unseren Fotowalk gefunden haben.  

 

Das Café "Klein's Backstüfje" öffnete extra für uns schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung. Das Romanticum spendierte uns freien Eintritt und WLAN für die sehr sehenswerte und interessante Erlebnisausstellung. Der Stadtführer Joachim Seuling führte uns durch die Altstadt und gab spannende Einblicke in die Koblenzer Geschichte. Zum krönenden Abschluss durften wir mit der Seilbahn Koblenz über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein fahren.

 

Genau das ist es, was ich an Koblenz liebe: Die schöne Landschaft des Mittelrheintals, das angenehme Klima mit wenig Regen und viel Sonne und das abwechslungsreiche kulturelle Angebot. Das macht Koblenz zu einem Ort, an dem man seinen Urlaub verbringen möchte. Doch die Menschen, die hier leben, sich gegenseitig unterstützen und zusammenarbeiten, um gemeinsam etwas zu erreichen. Sie  sind es letztendlich die Koblenz zu einem Ort machen, an dem ich nach jedem Urlaub und nach jeder Reise gerne zurückkehre.