Künstler in Koblenz: Michal Friese

Als ich an einem Nachmittag im Spätsommer in die Einfahrt zu Michals Atelier in Koblenz-Lützel einbiege, wartet sie bereits. Ihre blonden schulterlangen Haare hat sie locker zu einem Knoten hochgebunden. Zu ihrer zerrissenen Jeans trägt sie einen dunkelblauen Cardigan und eine blaugemusterte Bluse.

 

Später wird sie mich fragen: „Meinst du man sieht auf den Fotos, das ich meine Bluse nicht gebügelt habe?“ Sie wird dann mit kritischem Blick an ihrem Oberteil herum zupfen und schließlich lachend einwerfen: „Ach, egal!“

 

In Michals Atelier ist es kuschelig warm. Ein kleiner Holzofen heizt den ca. 25 Quadratmeter großen Raum. Durch zwei Fenster fällt Tageslicht auf die mit Gemälden und Makramee behangenen Wände. Auf den ersten Blick fällt auf, das eine Farbe und ein Motiv den Raum dominieren, denn die 30-jährige Künstlerin hat sich auf ein Sujet spezialisiert: Sie malt den Mond in indigoblau.

 

„Mich auf eine Farbe festzulegen finde ich sehr spannend. Zum Einen ist es eine Herausforderung, immer wieder etwas Neues zu kreieren, was mein Auge nicht langweilt; zum Anderen gibt es mir eine Richtung vor“, erklärt mir Michal, überlegt kurz und fügt dann hinzu: „Durch die selbst auferlegte Limitation, fließt das Malen einfach besser. So kann ich meine Aufmerksamkeit ganz der Form und dem Muster widmen. Wenn ich mir vorstelle alle Möglichkeiten zu haben – zum Beispiel alle Farben, alle Formen – dann überfordert mich das. Ich fühle mich dann nicht frei beim malen.“

 

Wenn Michal ihre indigoblauen Welten erschafft, dann sitzt sie entweder an ihrem Schreibtisch oder auf dem hellen Holzboden ihres Ateliers. Mit einem Lineal misst sie den Mittelpunkt auf dem vor ihr liegenden Papier und zeichnet danach mit einem Zirkel einen Kreis. Anschließend verteilt sie Schicht aus Wasser innerhalb des Kreises, um dann mit mehreren kleinen Pinseln die indigoblaue Farbe aufzutragen, die mit der Zeit langsam verläuft.

 

Während ich meinen Blick über die mit Monden und Makramee behangenen Wände schweifen lasse, bemerke ich, dass an der Tür einige kleinere Werke hängen, die anders sind, als das was ich bereits von Michal gesehen habe. Als ich sie darauf anspreche, sagt sie lachend: „Das sind Experimente, die mir letztendlich nicht gefallen haben. Ich habe sie extra an die Tür neben meinen Schreibtisch gehangen, um mich daran zu erinnern, in welche Richtung ich nicht gehen möchte.

 

Die Entscheidung den Mond als Hauptmotiv zu wählen hat sie hingegen bis heute nicht bereut: „ Ich habe schon früher viel mit Kalligraphie gearbeitet. Nach und nach kamen dann immer mehr Illustrationen dazu und dann wieder nur Worte und irgendwann Anfang 2014 hab ich mit Monden angefangen. Großer Mond-Fan bin ich schon lange, aber vorher nie auf die Idee gekommen ihn zu malen. Als ich das einmal angefangen habe, bin ich nicht mehr davon losgekommen. Der Mond fasziniert mich. Die Form, das Licht, er ist einfach verzaubernd.“