Heimwärts...

Mein Rückflug von Neuseeland nach Deutschland führt mich einmal um die halbe Welt herum. Von Auckland fliege ich über Melbourne, nach Bangkok, Dubai und lande schließlich in Frankfurt.

 

Auf dem Weg nach Hause blicke ich auf den grauen, bewölkten Himmel, die nass glänzende Straßen und die nackten Baumskelette, die die Autobahn Richtung Norden säumen – im deutschen Winter dominieren Grau-, Schwarz- und Brauntöne. Was für ein Unterschied zum grünen Neuseeland, wo viele Bäume ihre Blätter selbst im Winter behalten und sogar Blumen den kalten Temperaturen trotzen.

 

Irgendwie ist es komisch, wieder zu Hause zu sein... Alles wirkt so unglaublich vertraut. Als ich mit meinen Eltern durch die Haustür gehe und mein Gepäck in meinem Zimmer verstaue, beschleicht mich ein komisches Gefühl: Habe ich meine Reise vielleicht nur geträumt?

Auf der Suche nach einer neuen Perspektive

Mit einem Flugzeug können wir weite Distanzen in relativ kurzer Zeit überbrücken. Das ist toll und ermöglicht uns, Orte zu bereisen, die früher nur wenigen Menschen zugänglich waren. Durch diese Möglichkeit ist das Heimkehren nach einer langen Reise allerdings kein langsames Ankommen, sondern viel mehr ein abruptes hineingeworfen werden in den Alltag.

 

Am liebsten würde ich mich in meinem Bett verkriechen, mir ganz viele Dokus, Filme oder Serien aus Neuseeland ansehen und von den Erinnerungen meiner Reise zehren. Doch irgendetwas sagt mir, dass das keine gute Idee ist und dass ich, wenn ich damit einmal angefangen habe, wahrscheinlich die nächsten Wochen in meinem Zimmer versacken werde. Ich bin also auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und während ich so vor mich hin grüble, kommt mir tatsächlich eine Idee:

 

In Neuseeland habe ich es geliebt zu wandern, in der Natur zu sein und Fotos zu schießen. Wenn es eine Sache gibt, die es in meinem Heimatdorf im Überfluss gibt, dann sind das weitläufige Wälder und Wiesen. Warum also nicht das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, noch einmal neu entdecken?

Das Außergewöhnlichem im Gewöhnlichem

Mit meiner Kamera mache ich mich auf die Suche nach interessanten Fotomotiven, nach dem Besonderen im Vertrauten und dem Außergewöhnlichen in der Eintönigkeit. Dieses Besondere finde ich, anders als in Neuseeland, nicht in weiten Landschaftsaufnahmen, sondern vielmehr erst beim näheren Herangehen – an den mit Eisblumen geschmückten Stacheldraht, an Wassertropfen, die nach einem Regenschauer von Grashalmen perlen, an den Schmetterling der sich vom Nektar der Lavendel-Pflanzen in unserem Garten ernährt oder dem Marienkäfer, der auf dem Kopf einer Klee-Pflanze sitzt und mich direkt ansieht.


Die Fotografie hat mir geholfen, die Heimat meiner Kindheit noch einmal ganz neu zu entdecken und bewiesen, dass es vor der eigenen Haustür tatsächlich viel Neues zu entdecken gibt. Oft muss man dafür einfach nur die eigene Perspektive ändern.

 

Auch in Deutschland währt der Winter nicht ewig. Auf die tristen Grautöne des Winters folgen die bunten Farben des Frühlings.


Und dann sind sie plötzlich wieder da: die grünen Blätter, die warmen Sonnenstrahlen, die Schmetterlinge, Marienkäfer und Blumen ...

Die Tage werden kürzer. Der Spätsommer ist da. Auf diesen Bildern zeigt sich diese Zwischenjahreszeit von ihrer schönsten Seite ...

Die Suche nach einem neuen Blick auf meine Heimat hat mich fast eineinhalb Jahre beschäftigt. Ich habe mein Heimatdorf noch einmal ganz neu entdeckt und herausgefunden, dass man nicht weit reisen muss, um Inspirationen und eine neue Perspektive auf den Alltag zu finden.

 

Inspiriert zu diesem Blog-Beitrag hat mich übrigens die Blogparade zum Thema "Heimkehren" von Ariane, die auf ihrem Blog Heldenwetter über ihre Reisen schreibt, Fotos zeigt und ihre Gedanken teilt. Vorbeischauen lohnt sich!